Pädagogisches Konzept

Unser Konzept dargestellt als Kind

Unsere Einrichtung ist das Spiegelbild einer multikulturellen Gesellschaft. So haben wir pädagogische Fachkräfte aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Kulturen, Werten, Normvorstellungen, Blickrichtungen, Einstellungen, Gefühlen und Gedanken. Die Kinder unserer Kindertagesstätte kommKita-Logo_Vielfalt-Muster_rot02en zurzeit aus vielen unterschiedlichen Ländern und haben verschiedene kulturelle und religiöse Hintergründe. Durch die multikulturelle Zusammensetzung entstehen im Alltag Chancen für Erlebnisvielfalt. So erzählen zum Beispiel ausländische Kinder und Erzieher/innen vom Leben in ihrem Heimatland, drücken Gefühle und Gedanken manchmal anders aus oder singen Lieder aus ihrer Heimat. Multikulturelle Gruppen bieten Ansätze, Kinder zu Toleranz und Akzeptanz zu erziehen, ihnen nahe zu bringen, jeden einzelnen Menschen mit seiner individuellen Persönlichkeit wertzuschätzen und ihn als Geschenk zu sehen, das auch das eigene Leben bereichern kann.

Unsere Kindertagesstätte auf dem Universitätsgelände versteht sich als ein „Lebensraum“, in dem die Kinder spielen und lernen, aber auch essen, schlafen usw. Sie sollen in der Geborgenheit der Kindertagesstätte ihr eigenes „kleines“ Leben führen lernen. Bei dem ganzheitlichen Ansatz, die Kinder körperlich, seelisch und geistig zu fördern, möchten wir ihnen – entsprechend ihrer Lernform – spielerisch die Möglichkeit geben, Sinnzusammenhänge zu erleben. Wir möchten ihnen ein Stück ihres Lebensweges gemeinsam gehen, sie schützen, begleiten, mit offenen Armen hinter ihnen stehen und ihnen genügend Zeit lassen, vielfältige Erfahrungen zu sammeln. Es ist uns besonders wichtig, dass den Kindern nicht nur innerhalb des Hauses Möglichkeiten dazu eröffnet werden, sondern auch im Außengelände, das entsprechend gestaltet wurde und täglich – auch bei schlechtem Wetter – genutzt wird. Ausgehend von der hohen Achtung vor dem Kind und seiner Individualität leben wir gemeinsam nach unseren Regeln und lassen den Kindern dabei den nötigen Spielraum, um aus Fehlern lernen zu können. Aus dieser Grundeinstellung dem Kind und seiner Persönlichkeit gegenüber orientieren wir uns bei unserer Arbeit an den Grundsätzen von Dr. Emmi Pikler. Diese sehen folgendermaßen aus:

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  • Prinzip der Selbstregulierung
  • Prinzip der Entwicklungsrhythmen
  • Prinzip der Selbständigen Beschäftigung
  • Prinzip der Aufmerksamkeit und des Interesses
  • Prinzip der Funktionslust und der Neugier
  • Prinzip der Ruhe und der Überschaubarkeit
  • Prinzip der Zeit
  • Prinzip der Beteiligung

Diese acht Prinzipien werden den jeweiligen Bereichen und den damit verbundenen unterschiedlichen Rahmenbedingungen (wie beispielsweise Räumlichkeiten, Alter und Anzahl der Kinder) individuell angepasst und dementsprechend gelebt. Die genannten Prinzipien lassen sich anhand unserer Leitsätze vereinfacht darstellen:

  • „Lass mir Zeit“
  • „Hilf mir es selbst zu tun“
  • „Erkläre mir und ich vergesse, zeig es mir und ich erinnere, lass es mich tun und ich verstehe.“ (Konfuzius)

Anhand dieser Zitate lässt sich zeigen, was uns in der Arbeit mit den Kindern wichtig ist. Wir achten und respektieren das Kind in seiner individuellen Entwicklung und machen diese zum Ausgangspunkt unserer pädagogischen Arbeit.

Die Umsetzung dieser Prinzipien innerhalb unserer täglichen Arbeit ist eins fortwährender Anpassungs-prozess, der aus einem ständigen Wechselspiel zwischen Praxis und Theorie besteht. Die Praxis unterliegt durch die gegebenen Bedingungen ständigen Veränderungen. Das bedeutet in der Umsetzung letztendlich, dass Pädagogik die Antwort auf gesellschaftliche Realitäten darstellt. Sie befindet sich immer im Wandel, ist niemals statisch, sondern gekennzeichnet durch Dynamik und Bewegung. Pädagogik bedeutet Unterwegs-Sein, neue Wege suchen und zu finden, Ziele zu überdenken, zu überprüfen, zu bearbeiten und zu aktualisieren. Für uns heißt das, die Bedürfnisse der Kinder zu erkennen und sie zum Ausgangspunkt unserer täglichen (Projekt-) Arbeit zu erklären. So wollen wir die Kinder spielend auf eine reizüberflutete Welt mit einer Vielzahl von komplexen Lebensrealitäten vorbereiten, in der es nötig ist, ein großes Repertoire an Handlungsstrategien zu besitzen.

Die Raumgestaltung – vorbereitete Umgebung – basiert auf der Annahme, dass sich das Kleinstkind durch die Begleitung einer stabilen und verlässlichen Bezugsperson sein Umfeld erschließt, erlebt und „begreift“: Bewegung bedeutet Entwicklung.

Das Prinzip der vorbereiteten Umgebung zieht sich durch die ganze Einrichtung. Darunter lässt sich verstehen, dass die Räumlichkeiten entsprechend der Bedürfnisse der jeweiligen Kinder ausgestattet und vorbereitet sind. Der Raum entwickelt sich dementsprechend mit den Kindern mit. Dies beinhaltet zum einen, dass alle benötigten Verbrauchsgegenstände wie Windeln, Tee aber auch Spielsachen vor dem     Eintreffen der Kinder hergerichtet sind. Die Vorbereitung garantiert, dass die Erzieherinnen alles im ihrem unmittelbaren Umfeld bereit haben und sich voll und ganz auf die Arbeit mit dem Kind konzentrieren könnKita-Logo_Vielfalt-Muster_Gelb03en ohne Hektik und Unruhe.  Für das Kind bedeutet dies, dass es sich direkt und ungestört in sein Spielverhalten begeben kann.

Das Zimmer ist so eingerichtet, dass vielfältige Sinneserfahrungen in Verbindung mit körperlicher Aktivität gesammelt werden können. Hierbei bekommt jedes Kind den „Raum“, den es braucht, um sich sicher zu fühlen und zu orientieren, damit es sich bestmöglich entfalten kann und sich Kita-Logo_Vielfalt-Muster_blau06nicht in „zu viel Raum“ verliert. Im Spielbereich befinden sich einfachste, aus dem Alltag entnommene multifunktionale Materialien wie beispielsweise Becher, Schüsseln, Körbe, Kartons, Tücher, Decken und Kissen, die dem Kind durch unterschiedliche Beschaffenheiten und Konstruktionsmöglichkeiten ein hohes Maß an Möglichkeiten zum Experimentieren, Kombinieren und Variieren liefern. Durch das Selbst-Erkennen, „Begreifen“ und Verstehen werden Strukturen zum „Lernen lernen“ und abstrakten Denken gebildet. Im Gebiet der Mathematik werden Grundsteine in Form des Verständnisses von räumlicher Wahrnehmung, wie beispielsweise oben, unten, dahinter, davor, rund, eckig, spitz usw. gelegt.

Durch die Erweiterung der Bewegungsmöglichkeiten der Kinder im Lauf ihrer Entwicklung, werden die Gruppenräume immer mehr zu Bewegungsbaustellen, die durch Bewegungselemente auf unterschiedliche Arten zur Bewegung einladen und anregen. Während beispielsweise im Zwergenwald niedrige Podeste und Höhenunterschiede ausreichen, sind der der Räuberhöhle große Hochebenen vorhanden und in der Riesenwiese mehr Raum für unterschiedliche Bewegungskonstruktionen. Ein bedeutender Faktor bei der Raumgestaltung ist für uns eine „bedingte Verfügbarkeit“. Dies bedeutet, dass wir eine Reizüberflutung der Kita-Logo_Vielfalt-Muster_rot05Kinder vermeiden möchten. Während einige Dinge für die Kinder im Raum unmittelbar verfügbar sind, können andere Spielangebote (beispielsweise Bücher) eingefordert werden. Zudem werden die Spielsachen auch nach einem unbestimmten Zeitraum ausgetauscht, damit Interesse an Dingen geweckt werden kann. Die Reizüberflutung bezieht sich aber nicht nur auf das Spielangebot, sondern auch auf den Raumdekor. Hier gilt für uns: Weniger ist mehr.

Bereits im ersten Lebensjahr entwickeln Kinder das Bedürfnis nach Autonomie und Selbstständigkeit.  Für uns ist es daher wichtig, den Kindern von klein auf die Chance zu bieten, sich an ihrem Alltagsgeschehen aktiv zu beteiligen. Die Partizipation gibt den Kindern nicht nur die Möglichkeit, eigenverantwortliches Handeln Schritt für Schritt zu erlernen, sondern fördert darüber hinaus ihr Interesse, an gesellschaftlichen Entscheidungen teilzuhaben.

Kita-Logo_Vielfalt-Muster_gelbblau01Kinder haben das Grundbedürfnis, Kompetenz zu erlernen und zu erlangen. Durch eigenes Handeln lernen sie, dass sie selbst wirksam als Person sind. Der Wunsch, dies auch aktiv auszuleben, wächst stetig. Wir unterstützen die Kinder in den vielen Alltagssituationen, die sie täglich meistern - immer angelehnt an ihren jeweiligen Entwicklungsstand. Den Rahmen für den Anteil an Selbstständigkeit legen die Erzieherinnen fest, doch die Initiative geht stets vom Kind aus. Bei diesem Prinzip wird ständig neu reflektiert und auf individuelle Entwicklung und Bedürfnisse geachtet.

Selbstbestimmung findet in der Krippe schon im kleinen Rahmen statt und wird von den Kindern durch Mimik und Gestik kommuniziert. Dies lässt sich bereits im Zwergenwald beobachten, wo die Kinder lernen, eigenständig mit dem Löffel zu essen und nach dem Becher zu greifen. Ebenso werden die Grundsteine für Partizipation im Bereich der Pflege gelegt. In der Räuberhöhle dürfen die Kinder wählen, ob sie im Stehen oder im Liegen gewickelt werden möchten und helfen außerdem aktiv bei der Pflege mit. Auch können sie entscheiden, ob sie lieber die grüne oder die rote Mütze anziehen möchten. In der Riesenwiese ziehen sie selbstständig die Hausschuhe an. Je älter die Kinder werden, desto vielfältiger sind die Möglichkeiten der selbstbestimmten Beteiligung. So ist es bei uns selbstverständlich, dass ein zweijähriges Kind in einem festgelegten zeitlichen Rahmen selbst entscheidet, wann und mit wem es frühstücken möchte.

Natürlich ist die Partizipation nicht als „Freibrief“ zu verstehen, mit dem die Kinder tun und lassen können Kita-Logo_Vielfalt-Muster_rot01was sie wollen. Das Gegenteil ist der Fall: die Kinder werden einerseits motiviert, sich aktiv einzubringen und ihre eigene Meinung zu formulieren. Andererseits werden sie verpflichtet, die Meinung anderer Kinder anzuhören, zuzulassen und in ihre eigenen Überlegungen mit einzubeziehen. Sie werden gefordert, Lösungen zu erarbeiten und Kompromisse in Betracht zu ziehen. Auch sollen sie lernen, Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren, die durch verschiedene Formen der Abstimmung entstanden sind.

Erarbeitete Entscheidungen müssen dabei nicht immer Mehrheitsentscheidungen sein, sondern können auch Kompromisse bedeuten, auf die sich alle Beteiligten geeinigt haben; es soll also ein Konsens gefunden werden, mit dem alle zufrieden sind. Sollte ein Kind gegen eine Entscheidung ein Veto einlegen, so wird neu verhandelt bis eine neue Lösung, ein neuer Konsens gefunden wurde, der von allen mitgetragen wird. So können sich die Großen zum Beispiel aktiv bei der wöchentlichen Essensplangestaltung einbringen und ebenso täglich entscheiden, in welchem Zimmer sie die Mahlzeiten essen möchten. Sie haben auch die Chance, sich an der Planung von Festen, Ausflügen und Gruppengestaltungen zu beteiligen. Das Gefühl „Das, was ich sage, ist wichtig“ fördert das Interesse, sich aktiv zu beteiligen.

Unser Ziel ist es, den Kindern demokratische Grundwerte und die Lust auf Mitbestimmung zu vermitteln. Wir möchten den Kindern dabei helfen, ein aktiver Teil unserer Gesellschaft zu sein. Daher ist es uns sehr wichtig, dass Partizipation ein gelebtes Ziel in unserer Einrichtung ist und bleibt.

Kinder wollen und müssen sich bewegen. So erobern sie sich Schritt für Schritt ihre Umwelt, bauen soziale Kontakte auf und machen wichtige Erfahrungen über sich selbst und ihren Körper. Über Bewegung und Wahrnehmung wird die soziale, emotionale, kognitive und motorische Entwicklung gefördert und die Selbstständigkeit der Kinder wächst. Dies ist für ein positives Selbstbild und für die Persönlichkeitsentwicklung von besonderer Bedeutung.

Kita-Logo_Vielfalt-Muster_rot05Die veränderten Lebensbedingungen durch zunehmende Motorisierung, Technisierung der Umwelt und Verinselung des Lebensumfeldes lassen unmittelbare Erfahrungen jedoch immer weniger zu. Deshalb liegt es an uns, den Kindern Raum und Gelegenheiten für eine ganzheitliche Erziehung zu geben, die Erfahrungen mit dem Körper und allen Sinnen zulässt. Bewegungserziehung im Kindergarten darf wegen seines großen Stellenwertes in der Gesamtentwicklung der Kinder, besonders bis zum Schuleintritt, nicht isoliert gesehen werden, sondern muss in den Kindergartenalltag integriert sein und die Lebensumstände sowie die Erlebniswelt der Kinder mit einschließen.

Aus diesem Grund sind alle Räume unserer Einrichtung, vom Säuglingszimmer bis zum Kindergartenbereich, ebenso wie das Außengelände auf Bewegung ausgerichtet und bieten den Kindern, ihrer jeweiligen Entwicklung entsprechend, vielfältige Bewegungsmöglichkeiten. Zusätzlich nutzen wir täglich das Außengelände, das Bewegungszimmer und die Turnhalle mit regelmäßig wechselnden Angeboten (gezielte Übungen/ Bewegungsbaustellen/ Bewegungslandschaften) und entspannen uns beim Yoga. Außerdem führen wir in Kooperation mit dem Fachbereich Sport der Universität Turnen und Schwimmen für die Kindergartenkinder durch.

Die Bewegung ist für uns die Grundlage für alle pädagogischen Inhalt unserer Arbeit mit den Kindern, da sie Kita-Logo_Vielfalt-Muster_Gelb04die Basis des Lernens und Lebens ist! Ein Zitat, welches für uns sehr wichtig ist und in unserer Arbeit einfließt, kommt von Renate Zimmer:

„Bewegung und Wahrnehmung sind der Motor der Entwickelung
und gleichzeitig die Basis des Lernens.“

Die Fähigkeit etwas vorher nicht da gewesenes, originelles zu schaffen – heißt kreativ zu sein. Für unseren Kita-Alltag bedeutet dies, Kreativität im Laufe der Kita-Zeit zu begleiten, zu bestärken und zu fördern.

Den Kindern stehen in der Kita vielseitige Möglichkeiten zur Verfügung, sich kreativ einzubringen. So ist es z.B absolut notwendig, dass unsere Kinder selbstbestimmt ihre eigene Umgebung in der Kita gestalten und dabei ihre Vorstellungen, Ideen und Phantasien ausleben.

Zu den vielfältigen Möglichkeiten, die wir den Kindern bieten, gehören beispielsweise:

  • Basteln (Stoffe, Papier, etc.)
  • Malen mit verschiedenen Materialien (Stifte, Kreide, Fingerfarben)
  • Gartengestaltung im Außengelände (Blumen, Gemüse, Kräuter)
  • Bauen und Konstruieren
  • Theater und Musical (Kostümgestaltung)
  • Sprachspiele
  • Musizieren und Singen, in der Kita sowie in der benachbarten Hochschule für Musik im Rahmen einer Kooperation mit dem Studiengang Elementare Musikpädagogik

Kreativität findet jedoch nicht nur praktisch  bzw. mit Händen statt, sondern vor allem auch theoretisch in den Köpfen der Kinder mit ihren unzähligen Synapsen. Sie ist Bestandteil des Alltags und trägt entscheidend zu Lösungsmöglichkeiten bei Problemen und Konflikten bei. Steht ein Kind vor einem Problem, kann seine Kreativität ihm dabei helfen eine passende und geeignete Lösung für sich und andere zu finden.

Um dies alles zu gewährleisten, sehen wir es als unsere Aufgabe und Pflicht, den Kindern die Möglichkeit, Zeit und Räume zur Verfügung zu stellen. Anregungen durch Erwachsene sind möglich, sollten aber der kindlichen Kreativität und Phantasie nicht im Wege stehen, sondern sie fördern, unterstützen, begleiten und anregen!