Fachbereich Sport

„Bewegungserziehung im Elementarbereich“ in Kooperation mit dem Fachbereich Sport

Wir kooperieren, im Bereich Bewegung eng mit dem Institut für Sportwissenschaft der JGU. Während des Wintersemesters sind wir jeden Montag und im Sommersemester jeden Mittwoch mit einer konstanten Kindergruppe im Sportbereich der Universität zu finden. Die angeleiteten Angebote werden von Dozenten und Studierenden des Instituts im Rahmen des Wahlfaches „Bewegungserziehung im Elementarbereich“ geplant und durchgeführt. Bereits seit 2001 arbeitet das Wahlfach dabei ausschließlich mit der Kita zusammen und entsprechend der Anzahl der Studenten können in jedem Zyklus (Wintersemester und Sommersemester) 20 Kinder im Alter ab 3 Jahren aufgenommen werden. Grundsätzlich unterteilt sich das Angebot in die zwei (Bewegungs-)Bereiche „Kinderturnen“ (jeweils im Wintersemester), für das sich Dr. Claudia Steinberg und Helena Rudi verantwortlich zeichnen und „Kleinkinderschwimmen“ (jeweils im Sommersemsester), das von Robert Collette betreut wird.

 

Bewegungserziehung im Elementarbereich - Kinderturnen

Im Vordergrund des Gesamtkonzepts steht die ganzheitliche Bewegungserziehung, wobei die theoretischen und inhaltlichen Grundlagen auf den Konzeptionen zur „kreativen Bewegungserziehung“ und „psychomotorischer Erziehung“ aufbauen.

Weiterhin fließen die didaktisch-methodischen Erfahrungen der Lehrkräfte Dr. Claudia Steinberg und Helena Rudi ein.

Dem Konzept der „Ganzheitlichen Bewegungserziehung“ liegt dabei das Bild des Menschen als psycho-physio-soziale Einheit zugrunde; es berücksichtigt das Kind als selbständig handelndes Wesen. Durch erlebnisorientierte Bewegungs- und Wahrnehmungserfahrungen sollen im Elementarbereich grundlegende Lernprozesse in Gang gesetzt werden, die die Auseinandersetzung des Kindes mit seinem Körper, seiner dinglichen und sozialen Umwelt unterstützen. Dabei steht die Förderung der rhythmischen Bewegungsgrundformen Gehen, Laufen, Springen, Hüpfen und Galopp sowie das Bewegen an und mit Geräten in vielfältiger, variantenreicher und phantasievoller Form im Mittelpunkt des Konzeptes. Obwohl das „Lernen durch Bewegung“ im Vordergrund steht, dient die Bewegungserziehung in diesem Alter nicht der möglichst frühzeitigen Vorbereitung auf sportliche Aktivitäten. Sie ist grundlegender Bestandteil der kindlichen Erziehung, deren Ziel eine gesunde und harmonische Persönlichkeitsentwicklung des Kindes ist. Relevant ist die Förderung der Selbsttätigkeit und des Sozialverhaltens mit den Kompetenzbereichen Selbstkompetenz, Sozialkompetenz und Sachkompetenz.

 

Bewegungsraum Wasser - Kleinkinderschwimmen

Im Wasser ist alles anders! Es verändert einerseits elementare Bewegungsmuster, wie z. B. das Gehen, Laufen und Springen und selbst unsere Wahrnehmung, wie z. B. das Hören und Sehen unter Wasser und ermöglicht dadurch ganz eigene Bewegungsmöglichkeiten. Andererseits ist das „Sich-Bewegen im Wasser die Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Ur-Element Wasser“ (Lange/Volck 1999).

Jeder der zum ersten Mal in den Bewegungsraum Wasser eintaucht, muss sich an die besonderen Eigenschaften des Mediums Wasser (Kältereiz, Wasserdruck, -widerstand, …) gewöhnen und versuchen diese zu bewältigen. Für das Bewegen im Wasser müssen sowohl elementare Bewegungsmuster, die wir von Säugling an (auf Land) gelernt haben, modifiziert werden als auch für die Bewegungen im Wasser vollends neu erlernt werden. Diese Bewegungsmuster finden sich in den Grundfertigkeiten wieder, durch die eine ‚Wasserkompetenz’ erlangt wird, die jedoch noch nichts mit den konkreten (Ziel-) Techniken zu tun hat, sondern eine Art Vorstufe zum „Schwimmen Lernen“ darstellt.

Für eine intensive Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Bewegungsraum Wasser ist die Bewegung das Mittel, mit dem der Einzelne in einen Dialog mit dem Element tritt (über Schwimmen, Tauchen, Springen, …) und sich somit das Wasser als einen subjektiv bedeutsamen Bewegungs- und Erfahrungsraum erschließt. Durch den Bewegungsdialog ergibt sich ein neues elementares Verhältnis zum Wasser und zur Welt – und schließlich auch zu sich selbst. Weiterhin wird dem Bewegen im Wasser eine fördernde Wirkung auf die Entwicklung insbesondere von Kindern mit einem Handicap zugeschrieben. Dieses wird auf die vestibulären[1] und kutanen[2] Reize, die durch die Bewegung im Wasser initiiert werden, und die hinzukommenden thermischen, hydrostatischen, optischen und akustischen Reize, die einen positiven Einfluss auf die Informationsverarbeitung dieser Prozesse haben sollen, zurückgeführt.

Dazu kommen die neuen Körpererfahrungen aufgrund der besonderen Eigenschaften des Wassers (Auftrieb, Wasserwiderstand, Wasserdruck), die zu einer Verbesserung der Entwicklung besonders der informationsverarbeitenden Systeme führt. Zudem kann für einen Teil der Kinder die Hemmschwelle für Bewegungen im Wasser niedriger sein, denn das Wasser trägt die Kinder, und so können auch bewegungsgehemmte Kinder Übungen und Bewegungen durchführen, die sie an Land nur mit großen Problemen oder z. T. überhaupt nicht durchführen könnten. So wird z. B. „Mut“ neu festgelegt, und auch Bewegung erhält eine neue Dimension. Auf einfache Art und Weise kann so einem möglichen Bewegungsmangel entgegen gewirkt werden.

Weiterhin wird durch die Fähigkeit „Schwimmen (zu) können“ die Handlungsfähigkeit des Einzelnen und damit die Selbständigkeit und Selbstsicherheit erhöht. Wer das Medium Wasser in seiner Vielseitigkeit beherrscht, erweitert dadurch seine Handlungsmöglichkeiten.

Die Fähigkeit ‚Schwimmen können’ bildet dabei die Grundvoraussetzung zu einer Erschließung des Bewegungsraumes Wasser, in dem das Schwimmen an sich, auch als Sport(art), nur eine kleine Facette darstellt. So können zum einen als Nichtschwimmer viele andere Sportarten, wie z. B. Tauchen, Surfen, Wasserski, Kanufahren, Kite-Surfen usw. gar nicht oder nur sehr begrenzt mit einem hohen Risiko ausgeübt werden und zum anderen bergen viele Freizeitaktivitäten, zu denen im Sommer der Ausflug mit Freunden zum Badesee genauso gehört wie der (Familien-)Urlaub am Meer, ein hohes Gefahrenpotential. Als Freizeitaktivität hat das Schwimmen für Kinder und Jugendliche immer noch eine hohe Bedeutung.

Ein Bewegungsangebot im Bewegungsraum Wasser, das sich nicht an einem klassischen methodischen Konzept des Anfängerschwimmens mit der klaren Zielvorgabe, am Ende einer vorgegebenen Zeit „schwimmen zu können“ orientieren muss, bietet zudem einen wesentlich größeren und „offeneren“ didaktisch-methodischen Spielraum. Den Kindern kann gerade hier in einer offenen, spielerischen und vielfältigen Lernatmosphäre das Bewegen im und mit dem Wasser näher gebracht und vor allem erfahrbar gemacht werden, so dass die Kinder, die sich in einem äußerst günstigen Lernalter befinden, vielfältige und für das Bewegen im Wasser grundlegende Bewegungserfahrungen machen können. Die tendenziell eher offenen Inszenierungsformen bieten außerdem die Möglichkeit, das zentrale pädagogische Feld der Mitwirkung von Kindern an dem Angebot zu verwirklichen.

Die inhaltliche Umsetzung erfolgt daher vor allem in den zwei Bereichen „spielerische Wassergewöhnung“ und „elementare Bewegungserfahrungen im Wasser bzw. Wasserbewältigung“. Diese zwei Bereiche, bilden zudem die Grundlage für jegliche Auseinandersetzungen mit dem Bewegungsraum Wasser und sind damit von entscheidender Bedeutung für das Erlernen des Schwimmens.

[1] Vestibulär: das Gleichgewichtsorgan (Vestibularorgan) betreffend.
[2] Kutan: die Haut betreffend (lateinisch cutis „Haut“).